Zwischen energetischer Sanierung und städtischer Entwicklung

Text
Salomé Houllier Binder
Fotos
Swen Sack

Ein von Halter im Auftrag der PKE Vorsorgestiftung Energie durchgeführtes Umbauprojekt verleiht einem Komplex aus den 1950er-Jahren nicht nur neues Leben, sondern auch mehr Funktionalität. Im Zentrum von Freiburg wird eine Aufstockung zum Treiber der Transformation und zur Chance für eine Verdichtung im Bestand.

Nach seiner Umgestaltung fügt sich der Gebäudekomplex nahtlos in das Stadtbild von Freiburg ein. Die getroffffenen Massnahmen stellen eine Antwort auf die Herausforderungen der Verdichtung dar und schaffffen neuen Wohnraum.

Der markante Gebäudekomplex an der Ecke des Boulevard de Pérolles und der Rue Vogt steht beispielhaft für die architektonische Entwicklung von Freiburg. Er wurde in den 1950er-Jahren errichtet und repräsentiert den Städtebau der Nachkriegszeit, der sich auf Funktionalität und Nüchternheit konzentrierte. In den letzten Jahren stiessen die energetischen und technischen Standards des Gebäudes jedoch an ihre Grenzen.

Dies war der Startschuss für ein umfassendes Projekt, das von der Bauherrschaft PKE Vorsorgestiftung Energie initiiert wurde. Das oberste Ziel war es, den heutigen Anforderungen an die Energieeffizienz gerecht zu werden. Mit einer Asbestsanierung, neuen Isolierungen und energetischen Verbesserungen wurde für die alternde Substanz ein nachhaltiges Umbaukonzept entwickelt. Die Modernisierung beschränkte sich jedoch nicht nur auf thermische Verbesserungen. Durch die grundlegende Renovation aller 147 bestehenden Wohnungen und die anschliessende Aufstockung des Gebäudes zur Schaffung von 28 neuen Wohnungen wurde das Projekt zu einem echten Beispiel für das Potenzial einer vertikalen Verdichtung im historischen Bestand.

Die Halter AG, die 2020 den Auftrag zur Ausführung erhielt, realisierte das Projekt als Totalunternehmerin. Nach einer Bauzeit von rund drei Jahren wurden die letzten Wohnungen im September 2024 übergeben.

Die Fassade wurde sehr bewusst gestaltet, um eine Balance zwischen ihrem ursprünglichen Zustand, dem Umbau in den 1990er-Jahren und den aktuellen Ansprüchen zu finden. Das Relief und die Texturen sind vom Original inspiriert, entwickeln jedoch eine eigene Sprache.
Die Aufstockungen setzen sich klar vom bestehenden Gebäude ab. Ein begrüntes Dach und private Dachterrassen verleihen einem Teil der neu geschaffenen Wohnungen einen exklusiven Charakter. Ingénierie & Production

Bewahren und modernisieren

Der markante Gebäudekomplex an der Ecke des Boulevard de Pérolles und der Rue Vogt steht beispielhaft für die architektonische Entwicklung von Freiburg. Er wurde in den 1950er-Jahren errichtet und repräsentiert den Städtebau der Nachkriegszeit, der sich auf Funktionalität und Nüchternheit konzentrierte. In den letzten Jahren stiessen die energetischen und technischen Standards des Gebäudes jedoch an ihre Grenzen. Dies war der Startschuss für ein umfassendes Projekt, das von der Bauherrschaft PKE Vorsorgestiftung Energie initiiert wurde. Das oberste Ziel war es, den heutigen Anforderungen an die Energieeffizienz gerecht zu werden. Mit einer Asbestsanierung, neuen Isolierungen und energetischen Verbesserungen wurde für die alternde Substanz ein nachhaltiges Umbaukonzept entwickelt. Die Modernisierung beschränkte sich jedoch nicht nur auf thermische Verbesserungen. Durch die grundlegende Renovation aller 147 bestehenden Wohnungen und die anschliessende Aufstockung des Gebäudes zur Schaffung von 28 neuen Wohnungen wurde das Projekt zu einem echten Beispiel für das Potenzial einer vertikalen Verdichtung im historischen Bestand. Die Halter AG, die 2020 den Auftrag zur Ausführung erhielt, realisierte das Projekt als Totalunternehmerin. Nach einer Bauzeit von rund drei Jahren wurden die letzten Wohnungen im September 2024 übergeben.

Der Gebäudekomplex in L-Form besteht aus fünf Teilen, die jeweils ein Parkhaus, einen zweigeschossigen Geschäftssockel und darüberliegende Mietwohnungen aufnehmen. Seine Identität erhielt der Bau seinerzeit durch eine Fassade aus gelben Zementfaserplatten mit geprägtem Relief. Dieses starke Wiedererkennungsmerkmal in der Freiburger Innenstadt wurde in den 1990er-Jahren durch die Schliessung der ursprünglichen Balkone zur Vergrösserung der Wohnfläche noch verstärkt. LZA Architekten, die das Projekt nach den ersten Studien vom Büro kpa Architekten übernahmen, verfolgten den Ansatz einer respektvollen Modernisierung. Während das Spiel von erhöhten und zurückgesetzten Flächen beibehalten wurde, liess man die hinterlüfteten Fassadenplatten durch eine kompakte, weiss verputzte Fassade mit Aussenisolierung ersetzen. Trotz dieser erheblichen ästhetischen Veränderung wurde das ursprüngliche vertikale Relief durch dickere Dämmplatten und eine Variation in der Putzstruktur – körnig in den horizontalen Bändern, glatt zwischen den Fenstern – originalgetreu wiedergegeben. Diese Entscheidung, die das Ergebnis der Zusammenarbeit zwischen den Architekten, Halter und der PKE war, spiegelt den Willen zur Erneuerung unter Wahrung der ursprünglichen Sprache des Gebäudes wider. Wie bei einem chirurgischen Eingriff wurde jedes Vorhaben gemeinsam sorgfältig abgewogen, um die Modernisierung mit dem Respekt vor dem Bestehenden in Einklang zu bringen.

Neben den grundlegenden gestalterischen und energetischen Arbeiten an der Aussenhülle wurden auch die Wohnungen im Inneren modernisiert, um sie den heutigen Lebensstandards anzupassen. Die neu konfigurierten Grundrisse bieten zeitgemässe Küchen und Bäder sowie eine sanierte Haustechnik. Zu den Einheiten in den Aufstockungen gehören Attikawohnungen mit privaten Dachterrassen – eine Premiere in Freiburg. Diese Aussenbereiche mit freiem Blick auf die Saane und die umliegende Landschaft steigern die Attraktivität des Objekts im Stadtzentrum.

Der Umbau des Gebäudekomplexes im Zentrum von Freiburg dauerte rund drei Jahre.

Verdichten als urbane Herausforderung

Die Verdichtung durch Aufstockung ist eine grosse technische Herausforderung, die hier durch die Logistik auf einer Baustelle mit beengten Verhältnissen zusätzlich erschwert wurde. Als Erstes mussten die Dächer der Gebäude entfernt werden, um Platz für ein neues Dachgeschoss entlang der Rue Vogt sowie zwei zusätzliche Stockwerke auf der Seite des Boulevard de Pérolles zu schaffen. Die nächste Herausforderung bestand darin, die Eingriffe unter Beibehaltung der bestehenden tragenden Elemente auszuführen. Eine Holz-Beton-Verbundkonstruktion ermöglichte es, das Gewicht der Aufbauten so gering wie möglich zu halten. Trotzdem mussten mehrere tragende Wände verstärkt werden, insbesondere im obersten Stockwerk, damit sie die Last der neuen Gebäudeteile aufnehmen können und um die Erschliessungskerne aus Stahlbeton zu erhöhen. Die Aufbauten wurden mit einem vorgefertigten, gefalzten Blech verkleidet und von den bestehenden Fassaden zurückversetzt, sodass der Unterschied zwischen dem Altbau und den neuen Stockwerken besser zum Ausdruck kommt. Zugleich konnte das Gewicht des Neubaus verringert werden. Diese architektonischen Gesten unterstreichen die Entwicklung des Gebäudekomplexes und bewahren gleichzeitig seine historische Integrität.

Die Dachkonstruktion, die in nur einem Jahr realisiert wurde, erforderte eine sorgfältige Koordination, und die Planung der einzelnen Etappen stellte eine grosse Herausforderung für das Team von Halter Renovationen dar. Um die Mieter für die Dauer der Arbeiten idealerweise im selben Gebäude unterzubringen, wurden punktuelle Rochaden durchgeführt. Nur die siebte Etage musste vollständig geräumt werden, um die notwendigen Vorbereitungen für die Aufstockung durchzuführen. Eine weitere grosse Herausforderung nach der Demontage des Dachs war es, unter freiem Himmel weiterzuarbeiten, ohne dabei die Bewohnerinnen und Bewohner in den unteren Stockwerken allzu stark zu belasten. Immer standen die Bedürfnisse der Mieterschaft im Mittelpunkt und diktierten den Arbeitsfortschritt. Hier bewies Halter seine besondere Expertise bei der Organisation einer Baustelle unter bewohnten Verhältnissen. Insbesondere die Fassadenarbeiten mussten in mehreren Phasen über einen Zeitraum von einem Monat ausgeführt werden, um Störungen durch den Abbau der Isolation zu minimieren.

Grundriss 2. bis 5. Obergeschoss, Boulevard de Pérolles: Die Wohnungen im bestehenden Gebäudeteil wurden saniert, technisch aufgewertet und neu konfiguriert.
Grundriss 9. Obergeschoss, Boulevard de Pérolles: In den neuen Geschossen entstanden grosszügige Einheiten. Einige davon verfügen über eine eigene Dachterrasse.
Ansicht West, Boulevard de Pérolles: Die Fassade wird durch horizontale Bänder strukturiert. Die Aufstockung aus einer Holz-Beton-Verbundkonstruktion ist mit Blech verkleidet.

Eine nachhaltige Strategie für die Zukunft

Über seine architektonische Qualität hinaus steht dieses Projekt besonders für eine gelungene energetische Sanierung. Die thermische Hülle wurde komplett überarbeitet: Wände, Dach und Keller erhielten eine zusätzliche Aussenisolierung von 22 Zentimetern, alle Fenster wurden ausgetauscht und verfügen nun über eine leistungsfähige Verglasung. Schliesslich wurde das Gebäude an die Fernwärme angeschlossen. Das Projekt zeigt somit eindrücklich, welche Möglichkeiten ein Umbau bieten kann, um die CO₂-Bilanz eines Bauwerks zu verbessern und seine Langlebigkeit zu sichern. In einem Kontext, in dem Städte bestrebt sind, die Zersiedelung zu begrenzen, kann der Gebäudekomplex an der Ecke des Boulevard de Pérolles und der Rue Vogt als Vorzeigemodell angesehen werden. Er beweist, dass Verdichtung und Nachhaltigkeit keine Gegensätze sind, sondern sich sogar verstärken können. Das Bauvorhaben ist also mehr als nur eine Renovation. Es steht für eine intelligente Intervention, die die Nutzenden in den Mittelpunkt stellt, gleichzeitig aber auch ökologische Herausforderungen, die gewünschte Verdichtung sowie den Denkmalschutz in Einklang bringt. Damit stellt das Projekt eine konkrete Antwort auf die dringliche Frage nach einer nachhaltigen Umgestaltung unserer Städte dar.

Die neuen Wohnungen mit offenen Küchen profitieren von bodentiefen Fenstern mit Blick über die Stadt.
Im ganzen Haus wurde die Technik erneuert. Für die klar und funktional ausgestatteten Bäder kamen weisse Keramik und beige Steinzeugplatten zum Einsatz.
Die bestehenden Erschliessungszonen erhielten ein Update: Die Treppengeländer wurden erneuert – sie entsprachen nicht mehr den Anforderungen –, die Fluchtwege angepasst, die Aufzüge renoviert und erhöht. Diese Flächen ermöglichten auch die Verlegung neuer Wärmenetze.
Gestaltung, Farbgebung und Materialwahl der Treppenhäuser in den neuen Gebäudeteilen sind vom Bestand inspiriert. In das Dach der Aufstockung am Boulevard de Pérolles eingelassene Oberlichter bringen Tageslicht in den Gang vor den Wohnungen im 9. Stock.

LZA Architekten

wurde vor 32 Jahren gegründet und ist mit einem Team von sechzehn Mitarbeitenden ein wichtiger Akteur in der Architekturlandschaft Freiburgs. Das Büro hat sich auf die Planung von Wohnraum in all seinen Facetten spezialisiert und erforscht verschiedenste Arten des Wohnens. Heute zeichnet es sich durch seinen besonderen Schwerpunkt im Bereich der Renovation aus – eine Antwort auf die Knappheit von Bauland. LZA ist in seinem Heimatkanton verankert, wo achtzig Prozent der Projekte realisiert werden, und beteiligt sich aktiv an der Umgestaltung der Bausubstanz, insbesondere im Rahmen von zahlreichen Ausschreibungen und einigen Wettbewerben.

lza.ch

Dieser Artikel ist im Print-Magazin KOMPLEX 2025 erschienen. Sie können diese und weitere Ausgaben kostenlos hier bestellen.

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